Neuer Austrittskandidat?
Auf Finanzmärkten wird bereits vom "Fixit" gesprochen
Der Ökonom Hans-Werner-Sinn, langjähriger Chef des ifo-Instituts, hält
mittelfristig einen Austritt Finnlands aus der Europäischen Währungsunion für denkbar.
BREXIT
51,9 % der Briten votierten für einen Austritt Großbritanniens aus der EU
die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas verlässt die EU
derzeitige Situation:
Zusammenbruch Wechselkurs des Pfund (06.07.2016) auf weniger als 1,29 Dollar
größte Abwertung die das Pfund Sterling je verkraften musste
das Pfund liegt zum EUR (06.07.2016) 1,17 EUR
Wirtschaftliche Folgen für GB
es wird zwar mit "gravierenden Folgen" für die britische Wirtschaft gerechnet, die
andererseits derzeit noch nicht konkret zu belegen sind
Hauptunsicherheitsfaktor ist vor allem Finanzierung des Leistungsbilanzdefizits
von 7% der Wirtschaftskraft
1982 hatte Großbritannien zuletzt einen Leistungsbilanzüberschuss
Reaktion der Rating Agenturen
Großbritannien verliert nach 50 Jahren sein Triple-A-Rating
Ratingagentur Standard & Poor's erkannte der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt
den AAA-Beststatus ab und senkte ihn um zwei Stufen auf AA
auch Fitch sprach von "Unsicherheit in der Folge des Referendums" und geht von
"abrupter Verlangsamung des kurzfristigen Wirtschaftswachstums" aus
Fitch stufte daher Großbritannien von AA+ um eine Stufe auf AA herunter, korrigierte
zudem die Vorhersage für das britische Wirtschaftswachstum 2017 und 2018 von
je 2% auf nur noch 0,9%
US-Ratingagentur Moody's hatte bereits am 24.0.2016 Aussichten für die Kreditwürdigkeit Großbritanniens negativ beurteilt
jedoch stufte sie die Bonität unverändert mit Aa1 ein
der EU-Austritt reduziert tendenziell Attraktivität des Standortes London und des
Absatzmarktes Großbritannien an den Börsen
Erste Börsenreaktionen
Stand am 24.06.2016
DAX startete am Morgen nach Austritt mit dramatischen Kursverlusten von -10%
Börse in Tokio verlor mehr als 8%
Hongkong verlor Leitindex zeitweise 5,11%
Börsen in Sydney und Seoul verloren um 3%
DZ Bank-Analyst Christian Kahler
durch aktuellen Crash weltweit Milliarden an Börsenkapitalisierung aufgelöst
teilweise Kursverluste am Tag nach dem Brexit an den Börsen zwischen 8% und
fast 25% hoch, auch deutsche Unternehmen sind betroffen
Nächste Schritte:
Regierungschef David Cameron wird Artikel 50 des EU-Vertrags von Lissabon in
Kraft setzen, der den Austritt eines Landes regelt
es verbleibt eine Übergangsfrist von bis zu 2 Jahren
Chef der Bank of England, Mark Carney sagt Großbritannien Zeit der Unsicherheit
voraus
zur Geldversorgung der Finanzwirtschaft könnten zusätzliche 250 Milliarden Pfund
bei der Bank abgerufen werden
Auswirkungen für Deutschland
"Deutschland wahrscheinlich der größte Verlierer eines Brexit",
sagt Clemens Fuest, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo.
Brexit könnte die Bundesrepublik lt. IFO 3% der Wirtschaftsleistung kosten, das
Vereinigte Königreich ist drittwichtigster Handelspartner der BRD
Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des BDI erwartet deutlichen Rückgang der
Handelsbeziehungen mit Deutschland
mehr als 2.500 deutsche Unternehmen haben Niederlassungen in Großbritannien
dort werden ca. 370.000 Mitarbeiter beschäftigt
in Deutschland sind etwa 3.000 britische Unternehmen engagiert
ca. 90 Milliarden Euro p.a.liefern deutsche Unternehmen Waren und Dienstleistungen
aus GB kommen nach Deutschland knapp 40 Milliarden Euro
diese Wirtschaftsbeziehungen könnten stark in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn
künftig Handelszölle den freien Warenverkehr behindern
besonders stark betroffen könnte neben der deutsche Automobilindustrie der
Chemiesektor und die Maschinenbauer sein
Deutschland zahlt jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge nach Brüssel
bei Austritt von GB fällt somit ein Nettozahler weg, dieses bringt (derzeit überschaubare) Mehrbelastungen nicht nur für Deutschland, sondern auch Frankreich,Italien und Spanien wären betroffen.
Konsequenzen Brexit Kreditversicherungsbereich:
der Austrittes der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas wird auf jeden
Fall Verwerfungen mit sich bringen, dabei steht vor allem im Vordergrund, wie man
zukünftig das Leistungsbilanzdefizit (7%) Großbritanniens finanzieren wird
eine Aufnahme von „frischen“ Geldern an den internationalen Märkten wird sich
schwieriger gestalten, was Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird
inwieweit sich daraus negative Folgen – auch bei der Entwicklung von Insolvenzen-
ergeben, bleibt abzuwarten
ein zukünftig höherer Absicherungsbedarf bei Warenlieferungen und Dienstleistungen
in das Königreich ist mit Sicherheit zu erwarten und nicht unbedingt spekulativ
erste Reaktionen aus der Kreditversicherungswirtschaft sind uns noch nicht bekannt
man kann jedoch davon ausgehen, das zukünftig eine durchaus kritischere Betrachtung
der Handelspartner in Großbritannien zu erwarten ist
Stand 09.07.2016
wird laufend aktualisiert